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  • Britta Bonten

Unser Fazit zu Chile 🇨🇱

Aktualisiert: 16. Mai 2023

Gleich vorab: Besonders viel haben wir von Chile nicht gesehen - dafür natürlich die Highlights! Die Hauptstadt Santiago de Chile mussten wir neben vielem anderen außen vor lassen. Bei knapp sechs Monaten gilt es Prioritäten zu setzen!


Besucht haben wir neben Puerto Varas im Valdivianischen Regenwald (im Kayak), den wunderschönen patagonischen Teil mit Punta Arenas und Puerto Natales sowie den Nationalpark Torres del Paine. Schließlich die - positiv wie negativ - eindrucksvolle Atacama Wüste mit San Pedro de Atacama! Das drittgrößte Eisfeld der Welt (nach Grönland und der Antarktis) haben wir von El Chaltèn nach Ushuaia (argentinisch Feuerland) überflogen. Alles mehr als sehenswert...


Genauso unvergesslich ist es, überhaupt nach Chile einzureisen. Es bedarf vorab einer elektronischen Anmeldung - quasi eine Aufenthaltserlaubnis; allerdings mit einer an der Grenze stattfindenden Gesichts- und Gepäckkontrolle der ganz besonderen Art! Demgegenüber ist die Einreise in die USA die reinste Charme-Offensive.


Während unserer Gruppenreise kommen wir das erste Mal in den Genuss einzureisen! Simone, unsere Patagonien-Fachfrau, und zwei speziell für den Grenzübertritt erfahrene Guides, bleuen uns schon zwei Tage vorher ein, bei der Grenzkontrolle weder zu lachen, laut zu sein noch sonst uns in irgendeiner Weise auffällig zu verhalten... es herrsche an der Grenze ein strenges Regiment. Klingt spaßbefreit und ist es auch! Genau mein Stichwort, um erst recht zu provozieren! 😉


Nachdem ich aber zuvor in diversen Reiseblogs Schauergeschichten über die Unberechenbarkeit chilenischer Beamter gelesen habe, halte ich mich lieber zurück, denn wir sind als Gruppe unterwegs und wollen schließlich ein- und weiter durch Patagonien reisen!


Bevor wir uns am Morgen dem Grenzgebiet nähern, fressen wir uns noch wie die Mäuse vor dem Winterschlaf durch den Speck: Wir vertilgen sämtliche noch offene Lebensmittel, von Obst über Nüsse hin zu Plätzchen und Cracker und offene Gummibärchen! Und selbst unsere originalverpackte, noch geschlossene Nussmischung muss im Mülleimer landen, weil sie nicht ganz den Kriterien unserer Chile-Guides entsprechen - aus reiner Vorsicht! Mit den "Guardian de fronteras" ist nicht gut Kirschen essen. Wir wollen nicht wegen ein paar Nüssen riskieren, ihren Unmut zu provozieren oder in wilde Diskussion geraten! Also heißt es: Klappe halten.


Vielleicht stehen die Planeten besonders günstig oder die Kontrolleure haben alle himmlisch geträumt, wer weiß! Weil wir uns zudem alle zahm wie die Kaninchen verhalten, keine Spuren von Nüssen, Milchprodukten oder Obst zu finden sind, können wir unser Glück kaum fassen, ohne Umschweife, Erklärungen oder was auch immer die heilige Grenze übertreten zu dürfen. Chile 🇨🇱, wir sind da!


Die Beamt*innen sind entgegen aller Erwartungen äußerst freundlich und nett - selbst Simone und die Guides sind verwundert, gleichzeitig erleichtert und heilfroh. Dass alles so ratzifatzi verläuft und wir zügig unsere Reise im Kleinbus fortsetzen können, ist eine Premiere.


Wichtig: Du bekommst bei der Einreise einen kleinen Beleg, den du zusammen mit dem Reisepass in JEDEM Hotel vorzeigen musst. Dieser Beleg ist so was wie deine Aufenthalts- Ausreiseerlaubnis & Lebensversicherung in einem! Du musst den Beleg beim Verlassen des Landes wieder abgeben und darfst ihn unter KEINEN Umständen verlieren! Ab sofort haben wir alle also einen dritten Augapfel! Was passiert, falls wir den Beleg verlieren, wollen wir lieber gar nicht wissen...


Als wir das zweite Mal Chile besuchen, fliegen wir von Buenos Aires über Santiago nach Calama in die Atacama-Wüste. Wir fühlen uns wie die Chile-Einreise-Profis und sind gewappnet: Das ganze Prozedere verläuft allerdings komplett unspektakulär. Fast schon langweilig. Schade eigentlich, denn Abenteuer sind inzwischen unser neues Hobby!


Hier jetzt unsere ganz persönlichen Beobachtungen und Empfindungen zum chilenischen Look & Feel, die nur einen minimalen Ausschnitt zeigen können:


  • ebenso wie im Nachbarland Argentinien gilt auch hier: KEIN Klopapier in die Toilette! Bitte nur in den Eimer, wenn denn einer vorhanden ist

  • auch hier sind Toilettenpapier und Papiertaschentücher dünner als hauchdünn und zerfallen, wenn du sie nur schief anschaust

  • die Essensportionen bewegen sich hier im Normalbereich für europäische Mägen

  • alles erscheint besser in Schuss zu sein, weiterentwickelt und westlicher - von Straßen über Infrastruktur hin zu Gebäuden

  • das Land erscheint uns wohlhabender und dass es den Chilenen durchschnitich wirtschaftlich besser geht - wir beobachten, dass sie höherwertigere, neuere und bessere Autos fahren

  • die Busse sind extrem klein - wirken wie Spielzeug

  • und auch in Chile prägen streunende Hunde das Stadtbild, leider auch inklusive Tretminen - die "Köter" sind meistens gechillt und halten tagsüber Siesta im Staub der Straßen; nachts werden sie aktiver und bellen stundenlang wie verrückt - wenn du Pech hast, vor deinem Hotelzimmer

  • zwei interessante Beobachtungen hinsichtlich Straßenverkehr: a) hier gibt es "diagonale Ampeln" für Fußgänger, d. h. du kannst diagonal über eine Kreuzung gehen (in Dunedin, Sydney und in Honolulu haben wir das auch gesehen) b) Fußgänger werden königlich behandelt - sobald du an einem Zebrastreifen stehst, halten die Autos SOFORT an und schalten den Warnblinker ein!

  • besonders Puerto Varas weckt in uns Heimatgefühle: Deutsche Zuwanderer haben offenbar mit ihren Backkünsten für nachhaltigen Eindruck gesorgt! Es gibt einige Cafés, in denen uns feinste deutsche Sahnetorten, Blechkuchen und weiteres Hüftgold anlachen - Churros auch zum Beispiel, mit Dulce di Leche (Karamellcreme) total lecker!

  • hervorragendes Fleisch wie Bife und Lomo gibt es auch in Chile ebenso wie

  • Pisco Sour - wir sind es noch nicht leid geworden und gönnen uns dann und wann dieses Erfrischungsgetränk

  • frisches Obst, Salat und Gemüse sind wie schon zuvor in Argentinien Mangelware - es gibt erstens kein großes Angebot in Supermärkten bspw. und zweitens auch selten spezielle Gemüsegerichte in Lokalen

  • "Vegetarisch - dann geht doch Huhn, oder?", so haben wir es oft gehört! Wer vegan lebt und nach Chile oder Argentinien reist, sollte sich entweder seine Speisen mitbringen (!) oder auf Diät einstellen; auch glutenfrei zu essen ist nicht ganz einfach, aber machbarer...

  • die Chilen*innen erscheinen uns etwas weltoffener und freundlicher als ihre argentinischen Nachbarn

  • mit Englisch kommen wir im Hotel und in San Pedro de Atacama gut klar - aber könnt ihr euch vorstellen, dass das Personal einer internationalen Fluggesellschaft (Latam) am international Airport in Santiago kaum bis gar kein Englisch spricht? Kleine Episode: Beim Weiterflug nach NZL will mir das System vorab keinen Boardingpass ausstellen, für Christian schon; am Flughafen in Calama versuchen wir das zu klären, es liegt vermutlich an der Technik; aber es dauert eine gute Dreiviertelstunde, bis die Damen das irgendwie verstehen und bearbeiten können (nur eine von drei kann sich auf Englisch verständigen); sie händigen mir einen Wisch als Boardingspass aus, ich soll mich dann in Santiago am Flugschalter melden und mir dort den richtigen ausstellen lassen... Gesagt, versucht. Hier dasselbe Spiel nur potenziert! Wie in einem Hühnerstall laufen die Angestellten der Fluglinie ziellos durch die Gegend, stehend quatschen sie tiefenentspannt miteinander - während die Schlange und der Unmut der wartenden Touristen immer länger wird. Bei manchen liegen die Nerven total blank, denn die Zeit läuft und es geht nicht weiter. Auch unser Zwischenstop in Santiago ist relativ kurz und es herrscht ein einziges Chaos, da sich von allen Seiten irgendwelche Passagiere vorzudrängeln scheinen. Interessieren tut das seitens der Verantwortlichen in der Flughalle aber niemanden. Christians Geduldsfaden ist so kurz wie nie zuvor und er wird laut. Das heißt was. Nach vielen Erklärungen und mit dem bestimmten Timbre in der Stimme, versteht uns dann offensichtlich doch eine Angestellte und nach ein paar Minuten drückt uns ihre Kollegin den ersehnten Boardingpass in die Hand.

  • unsere Erkenntnis: 1. Positiv formuliert denken wir, dass es ein großes Potenzial für Effizienzsteigerungen und verbesserte Arbeitsabläufe gibt. Und für eine internationale Ausrichtung mit mehr Sprachkompetenz. Aber vielleicht ist das auch gar nicht gewollt? 2. Es geht alles viiieeel langsamer; du brauchst mehr Geduld und Muße im Alltag und besonders in den Ausnahmesituationen; die Leute sind es gewohnt, zu warten und haben unserer Meinung auch gar nicht den Drang, Dinge zu beschleunigen; ein Clash der Kulturen - ich tue mich damit schwer.

  • San Pedro de Atacama ist eine relativ touristische Stadt mitten in der Wüste - trocken und heiß; wir sind froh hier ein paar Tage zur Ruhe zu kommen - die Aktivreise hat ein paar Spuren hinterlassen und wir wollen ausschlafen und uns treiben lassen; leider ist der Aufenthalt insgesamt aber etwas "enttäuschend" für uns: Trotz irre coolem Hotel, faszinierender Natur und einem atemberaubendem Stargazing bei Vollmond und gleichzeitig grünem Kometen hatte ich persönlich gehofft, mehr Sterne bei klarerem Nachthimmel sehen zu können. Das ist jedoch gar nicht möglich, denn der Ort ist viel zu stark beleuchtet. Und in ein Observatorium können wir auch nicht, da es viel zu weit weg ist und kein Mietauto mehr zu bekommen ist

  • dennoch erleben wir faszinierende Naturschauspiele innerhalb einer einzigartigen Region, die wir bestaunen dürfen - erst einmal muss ich mit der Höhe klarkommen. Die Stadt, eher Dorf, liegt auf 2.407 Meter. Kopfschmerzen, schnellerer Atem und dizziness begleiten mich die ersten zwei Tage. Was wir dann bei den Ausflügen später auf über 4.500 m sehen und erleben, ist wirklich einmalig. Die Erde gewährt uns dort einen Einblick in ihr Innerstes: Geysire, Vulkane, ein Brodeln und Blubbern, bewegte Steine und Erde mit einem interessanten Farbspektrum von Mineralien zusammengesetzt zu einem Gesamtkunstwerk. Wie schön die Natur unserer Erde ist...

  • und auch die Tierwelt ist besonders: Wir treffen auf die kleine Art der Guanacos, die Vicunhas, auf Flamingos und sehen einen Fuchs - leider keinen Puma! Ein Wunder, dass hier in dem lebensfeindlichen Raum überhaupt so viele Tiere überleben. Spinnen, Schlangen sowie my best Buddies, Skorpione, halten sich dankenswerterweise versteckt - ich bin recht froh darüber. Aber die Feuerprobe in Sydney kommt ja noch...

  • es bleibt ein leider sehr bitterer Nachgeschmack der Atacama-Wüste zurück: Die Straßen rund um den Flughafen Calama sind eine einzige Müllhalde. Es ist völlig unverständlich und eine Schande, wie viel an Plastik, Hausrat und jeglicher andere Mist einfach neben der Straße liegt. Der Wind trägt natürlich auch noch dazu bei, den Unrat zu verteilen. Gerade an solch sensiblen Orten mit unschätzbarem Naturwert, häuft sich Müll ohne Ende. Bizarr erheben sich dazwischen zig Windräder aus dem rotgelbem Staub! Erneuerbare Energienutzung inmitten einer Müllwüste - skurril und verstörend zugleich. Woher stammt dieser Müll? Von Touristen oder/und Einheimischen? Was läuft da schief? Mangelt es an Bewusstsein? An Möglichkeiten? An Erziehung? An Verständnis? An Aufklärung? An öffentlichen Mülldeponien? An Geld? Puh, meine Fragezeichen bleiben ...

  • für mich war Südamerika insgesamt "spannend" - es zu erleben und gesehen zu haben, war toll und ich möchte es nicht missen mich hat die abwechslungsreiche und nie zuvor erlebte Natur vor allem in Patagonien und Feuerland sowie im valdivianischen Regenwald sehr berührt;

  • mit Pinguinen zu laufen, sie zwischen den eigenen Füßen zu haben, ihnen so nahe zu kommen wie sonst nirgends und den Perito Moreno Gletscher live erlebt zu haben, zählen zu den einzigartigsten Erlebnissen überhaupt; bis dato sind diese Momente eingeprägt und ich hoffe sie noch lange mit und bei mir tragen zu können

  • damit ist für mich das Kapitel Südamerika geschlossen; ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass ich mich auf Reisen zumindest zum überwiegenden Teil wohlfühlen möchte; im Vergleich zu unseren anderen Stationen (die noch folgen sollen), war das in Südamerika nicht so der Fall. Und das lag nicht nur an den teilweise miserablen Zuständen der Toiletten...

  • weiterer Gedanke: Was kann oder soll das alles noch toppen? Schwer vorstellbar!

  • Einschränkung: Falls wir doch nochmals unbedingt Mittelamerika oder Bolivien (wurde uns mehrfach empfohlen) bereisen sollten, dann nur als geführte Gruppenreise: mit einer Begleitung wie Schlampine Simone und einer so tollen Truppe wie der Patagonien-Crew!


To be continued.


bb





















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