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  • Britta Bonten

Dritter Akt - 4. Szene: Pinguin Spezial

Habt ihr auch eine bucket list? Dinge, die ihr unbedingt erleben, sehen, riechen, schmecken, machen und noch unternehmen wollt? Bevor ihr nicht mehr reiselustig oder reisetauglich seid oder sonst irgendwas dazwischenkommt?


Als wir vor knapp 5 Monate, um genau zu sein am 12. Januar, in den Flieger steigen, führen diese Punkte meine bucket list an: Rallye fahren, unter Polarlichtern nächtigen und mit eigenen Füßen auf einem Gletscher stehen, bevor diese sich verabschieden... Das Top Ranking komplettiert die Sehnsucht, Pinguine in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten! 🐧


Schon lange finde ich die putzig von rechts nach links schaukelnden Kerlchen und Weibchen in Schwarzweiß über alle Maße faszinierend! Wie sie sich gegenseitig beim Gruppenkuscheln gegen die eisige Kälte schützen und sozial agieren, ist einfach genial! Diese drolligen wie klugen Tiere live in ihrer natürlichen Umgebung zu sehen, MUSS mir einfach die Körperhaare senkrecht stellen!


Was ist mit den übrigen Punkten der bucket list? Nun, das ist so wie wenn du jeden Tag 3 Kugeln deines Lieblingseises isst - das schmeckt sich auch spätestens am 4. Tag ab und du lechzt nach einer anderen Sorte oder einer Tasse Glühwein!


Da es auch noch Ziele nach DIESER einmaligen Reise geben soll, möchte ich diese programmierten Gänsehautmomente vollends auskosten. Eine "Rallye" werde ich sehr zum Leidwesen Christians noch auf Hawaii fahren, aber das ist eine andere Story. Und Sonnenstürme gibt es bestimmt auch weiterhin, damit ich irgendwann das Himmelsgewand in Pink oder Grün leuchten sehe... alles zu seiner Zeit.


Da wir während unserer Auszeit weder in die Antarktis noch auf die Galapagos-Inseln (hier leben Galapagos-Pinguine als einzige Art nördlich des Äquators) reisen, bietet sich Patagonien als idealer Spot für Gletscher und Pinguine an. Unsere geführte Reise durch die südamerikanische Weite sieht sowohl beides vor - damit wisst ihr auch, warum ich die ganzen Wanderungen sowie Hüttenerlebnisse billigend "in Kauf" genommen habe!!! Okay, abgesehen von den Klos und Duschen sowie meinem abgestorbenen Zehnagel, war es zugegeben verdammt cool...




Unser Ausgangspunkt zu den Pinguinen ist die (nach eigenen Angaben) südlichste Stadt der Welt: Ushuaia in Argentinien! BTW: Mit Port Williams in Chile liefert sich Ushuaia einen bis heute dauernden Streit, wer von beiden nun dem Südpol am nächsten ist! Strittig ist vor allem dabei, wie Stadt definiert wird! Port Williams bezeichnet sich gewieft als the southernmost settlement in the world!


Jedenfalls karrt uns ein Reisebus zusammen mit anderen Touristen zur Estancia Haberton - einem landwirtschaftlich genutzten Hof mit ca. 30 Bewohner*innen, einsam und entlegen von jeglicher menschlichen Nachbarschaft. Sie bauen Gemüse und Obst an, um sich mehr oder weniger autark zu versorgen. Im langen Winter bleiben eine Handvoll hartgesottener Personen, um den Betrieb am Laufen zu halten!





Mit einem Boot düsen wir von dort zur Heimatinsel der Freunde im Frack - Isla Martillo! Unser Guide bleut uns einige Verhaltensweisen ein, die es mit Pinguinen unbedingt einzuhalten gilt - er bezeichnet sich selber als "Interessenvertreter" der tierischen Bewohner. Wir sollen social distance zu den Tieren wahren (das können wir seit Corona), sie weder anfassen noch füttern, in der Gruppe bleiben usw. Vor allem eins: Nähert sich uns ein Tier, heißt es sofort ein paar Schritte zurückzugehen - mindestens 1,5 Meter gesunden Abstand einhalten! Gar nicht so leicht, wie ihr unten im Video sehen werdet...


Es leben dort zwei Pinguinarten: Magellanpinguine und Gentoo Penguins, die sog. Eselspinguine. Auf dem Schaubild seht ihr sie jeweils 2. von rechts untere und obere Reihe. Und wir werden auch noch auf einen Exoten treffen:


Diese schlauen Kreaturen leben integrierend, sind offen für andere und tolerant, fremden Artgenossen gegenüber: Unter ihnen lebt nämlich ein Paar der zweitgrößten Pinguinart, die Königspinguine - nicht zu verwechseln mit den Kaiserpinguinen, die nochmal ein Stückchen größer sind, wie ihr auf dem Schaubild erkennt! Wir sehen nur das Männchen, das mitten unter ihnen durch seine beeindruckende Statur und den etwas orange-leuchtenden Schnabel und Fleck hinterm Auge heraussticht! Das Zusammenleben ohne Ausgrenzung, Abschiebung oder Ghettoisierung gelingt offensichtlich hier schon seit Jahren auf sehr friedvolle Weise, wie unser Guide bestätigt.


Es ist ein surreales Gänsehauterlebnis, mitten unter diesen Wildtieren zu stehen, die wir sonst nur am Fernsehschirm bestaunen können! Wie verrückt ist das Bitteschön?


Wir beobachten die Kolonie mit ungefähr 10.000 Tieren am Strand, beim Nestbau und Chillen, aber auch bei umtriebigen bis lasziven Spielchen und ihrer, nun ja, praktischen Ausübung sexueller Vergnügungen der Arterhaltung!


Was soll ich sagen - die z. T. bewegten Bilder sprechen für sich. Pinguine sind der HAMMER - sie waren unterhaltsam, quirlig, neugierig, tollpatschig und ließen sich durch uns staunende Zweibeiner nicht im Geringsten von ihren Alltagsbeschäftigungen ablenken! Einmalig. Ich fühle immer noch das aufgeregte Kribbeln in meiner Magengegend emporsteigen, wenn ich darüber schreibe und mir die Fotos und Videos ansehe. Hach. Seufz. Wenn ich das Momentum vor Ort doch etwas hätte verlängern können...


Schaut mal selber. Und hinterlasst ein paar Kommentare, wie und was ihr zu dieser Form der Tierbegegnung meint und denkt.


Hier der erste bewegte Leckerbissen:


Und noch mehr:


Aller guten Filme sind 3:


Trotz meiner uneingeschränkten Begeisterung, frage ich mich dennoch, ob es richtig ist, in das Leben der Tiere so einzudringen und ihnen auf die Pelle zu rücken? Mit einer ganzen Busladung fotogeifernder Touristen? Auf "ihre" Insel, in ihren Lebensraum zu fahren? Klar, ich hatte schon zuvor einige Bedenken, wie es ablaufen und ob mir das behagen würde. Durch den respektvollen Umgang mit Abstand und den Verhaltensregeln sowie dank der strengen Blicke unseres Guides sowie seines Expertenwissens, komme ich NACH dem Besuch zu diesem Fazit:


Auf jeden Fall ist es besser, Pinguine auf der Isla Portillo in ihrer natürlichen Umgebung zu besuchen - vor allem zusammen mit einem Profi -, zu beobachten und über sie und von ihnen zu lernen, als sie in ihrem jämmerlich steril-weißen Dasein europäischer Zoos zu sehen. Doch ein leicht flaues Gefühl bleibt zurück in meiner Magengegend, auch wenn der Guide meint, die Pinguine würden sich nicht durch die vielen Besucher gestört fühlen, ja wären sogar neugierig interessiert an uns. Na gut, die Insel ist nicht der Times Square, vielleicht sind sie auch ganz dankbar für die wiederkehrende Abwechslung durch uns Menschen. Parallele zu uns Menschen also...



To be continued!


Britta




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